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Wendi ist 60

Die Zahl 60 kann ja sehr viel bedeuten. Im Straßenverkehr ist sie zumeist ein Ärgernis, weil sie einen Bremsvorgang erzwingt. Für einen Bauarbeiter bedeutet der 60er den Anspruch auf Schlechtwetterentschädigung und von Fußballinteressierten wird der TSV 1860 München auf dieses Kürzel reduziert. Für den Kapellmeister und Namensgeber von Wendi’s Böhmischer Blasmusik, Werner "Wendi" Wendelin, bedeutete diese Zahl, am Donnerstag, dem 26.09.2019, einen runden Geburtstag in genau dieser Höhe.

So ein Geburtstag ist kein Zufall und kommt auch nicht überraschend, somit hatte der Jubilar Zeit genug eine geeignete Lokalität für eine dem Anlass entsprechende Feier ausfindig zu machen. Er wurde fündig in Mönchhof, beim Heurigen Pillinger.

Wie üblich bei Geburtstagsfeiern, die sich bereits in der zweiten Hälfte der zu erwartenden Verweildauer eines Menschen auf Erden abspielen, wurde auch hier viel Rückblick auf die schon verstrichenen Jahre gehalten. Einem roten Faden gleich, zog sich der Song "My Way" durch dieses Fest, weil es zum einen ein Lieblingsstück des Geburtstagskindes ist und, weil es zum anderen als Retrospektive auf ein bisher erfülltes Leben und die zufriedene Abrechnung damit gelten kann. Eine Interpretation dieses Liedes in Mundart, mit einem auf den Jubilar bezogenen Text, verfasst und zum Besten gegeben von Karl Kanitsch, war einer der emotionalsten Momente dabei.

Auch beim "Opa Lied" nach der Melodie von "My bonnie lies over the ocean", vorgetragen von seinen Enkelkindern mit Unterstützung seiner Töchter und Schwiegersöhne, traten nicht nur dem so liebenswürdig Besungenen die Tränen der Rührung in die Augen.

Geschenke und Ehrenzeichen von der Familie, von den Freunden, vom Verein Seichtwasser-Rafting Nickelsdorf und natürlich vom Musikverein Nickelsdorf "Wendi’s Böhmische Blasmusik" durften nicht fehlen und die Ansprache von Musikvereins-Obmann Karl Johann Gonter stellte klar, dass noch kaum eine andere Amateurkapelle einen derartigen Werdegang in Sachen Blasmusik habe verzeichnen können und, dass Qualität, Erfolg, Bekanntheit und Beliebtheit der Gruppe hauptsächlich das Verdienst des Kapellmeisters darstellen, aufbauend auf dessen Visionen und Zielsetzungen.

Ein kurzes Mundartgedicht gab zusätzlich Aufschluss über das Wirken des Jubilars bei der Kapelle, die seinen Namen trägt, erheiternd und informativ zugleich.

Wir danken für die Einladung zu dieser ausgesprochen schönen und rundum stimmigen Feier und danken unserem Kapellmeister Werner "Wendi" Wendelin noch einmal für die vielen schönen gemeinsamen Jahre. Und da man von schönen Jahren niemals genug haben kann, haben wir nichts dagegen, wenn in Zukunft noch ein paar davon dazukommen.

 

"Ih bin's, da Wendi"

(ein nicht ausschließlich ernst zu nehmendes autobiographisches Gedicht, verfasst von einem, der dabei war ... mit dem Hinweis, dass man für maximales Verstehen der Mundart mächtig sein sollte)

Wia ih sou siebzehn Joahr old woar,
nau jung und fesch, mit schwoarzi Hoar,
dou hot das Schicksol Weichen gstöllt,
und hot mei domoligi Wölt,
auf oamol in a Richtung gléinkt,
déis hätt‘ ih ma a sou nie déinkt.

A Mau is gstaund‘n vor da Tiar,
hot Servas deit, und sogt zu mir,
„Es warad schéi, wonn ma oan hätt’n
an Lehrer fia die Klarinett’n
und an Kapöllmoasta glei ah,
waü guidi Leit find’t ma heit schwa.“

Ih hob ma déinkt: “Wos wü‘ d’n der?“,
und hob iahm gsogt: „Mei liaba Herr,
wia war’s wonn s‘ iahnan Nauma sogn,
bevor s‘ mih sou an Bledsinn frogn?“
„Ih bin da Gonter Koarl,“ sogt er,
„und dréint va Nicklschdorf kimm ih her!

Mia hobm durt an Musikverein,
gaunz neich, owa zum béisser sein,
brauch ma – déis sog ih ohne Schmäh -
auf déim Gebiet a Koryphä‘,
drum bin ih heit zu dir her kéimma,
und tät dih glei mit ummi néimma.“

„Dou warad a Problem, a kloans.
waü Auto hob ih leida koans,“
sog ih, „und a koan Schein, zur Zeit,
und bis auf Nicklschdorf, dou is’s weit!“
Er sogt: „Déis is jo koa Malheur,
ob hiatz bin ih déi Leib-Chauffeur!“

Er hot mih wirkli g’holt und brocht,
und meistens samma gaunzi Nocht,
im Wirtshaus bei da „Risa“ gséissn,
hobm Solzstangl beim Kovacs géissn,
beim Hoamfoahrn is schao d’Sunn aufgaunga,
déis hot glei richtig guid augfaunga.

Im Kinosaal hobma daunn gschpült,
da Fuißbodn der is g’hängt wia wüld,
Gaunz schief samma auf d‘Sesseln gséissn,
da Koarl hot gsogt: „Déis kaunnst vagéissn!
Mia suicha uns a Putzmühl aus,
und mocha a Musikhaus draus!“

Gesagt, getan und wirkli woahr,
nouch niedamol an gaunz’n Joahr,
vereinter Kräfte, Müh und Plog,
und hoarter Orwat jedn Tog,
is déis Musikhaus fertig gwéisn,
und mia san grod auf d‘Sesseln gséissn.

Daunn bin ih autonomer woarn,
waü ih bin söwa Auto gfoahrn,
und dass ih nit alloa foahrn muiss,
hob ih aus Weiden und aus Goüls,
zwoa brave Schüler rekrutiert,
und ah erscht in da Friah hoamgfiahrt.

Da Norbert und da Hansi ah,
déi woarn daunn meini Beifoahra.
Und nouch a jedn Proub hobm s‘ holt,
sou laung graunzt, mit olla Gwolt,
dass mia nou in die Disco foahrn,
dou bin ih direkt zwunga woarn.

Oft hob ih in da Tschako daunn,
a Session gmocht mit’n Saxophon,
Déi hobm déis durt gaunz leiwaund gfundn,
und ih hob gschpült fia a poar Rundn.
Déis woar daunn owa schnö vorbei,
dou spülst „Take Five“ und kriagst nia drei.

Die Inschpektoren auf da Strossn,
déi hobm uns eh olls durchgéih lossn,
Amol hot oana d’Händ zaumgschlogn:
„Seid’s éis deppat?“, hean ma’n sogn,
„Sou wos hob ih nou nit gsehgn,
foahrts glei hoam, daunn kaunn nix geschegn.“

Und oamol vorm Cafe Zentral,
um Mitternocht a Liachtsignal.
Da Wochmau sogt: „Wia schaut déis aus?
Beim Führerschein hängt‘s Büldl raus!“
Ih sog zu iahm gaunz akkurat:
„Morgn kriag ich eh a Duplikat!“

Das Auge des Gesetzes locht:
„Foahrt’s weida und daunn guidi Nocht!“
„Na jo,“ sogn mia, „hiatz wa‘ ‘s schao wurscht,
mia san jo hergfoahrn wéingan Durscht.“
Daunn hobma – déis is éifters gschegn –
die Sunn schao wieda aufgéih gsehgn.

Ma dearf nit glaubn, dass mia dou nur,
im Wirtshaus woarn, in oana Tour,
mia hobm ah probt und gschpült recht vül,
zerscht ohne Trocht, nur in Zivül,
daunn nocha owa hobma eh,
an Janker kriagt und a Gilet.

Daunn woarn amol zehn Joahr glei um,
dou sogt da Koarl: „Es war nit dumm,
wonn ma a Schollplottn hiatz mochn,
zum Jubiläum brauchst sou Sochn.
Da Knöbl Records hät grod Zeit,
bis Dechantskirchen is‘s nit weit!“

Waü ih a Sängerin hobm wollt,
hobma die Ambrusch Reli gholt,
da Kanitsch Koarl woar ah dabei,
dou woar ma daunn beim Gsaung schao drei.
Sou hobma gschpült und dazui gsunga,
ma kaunn schao sogn, es hot guid klunga.

„Und bei der nextn Plottn nocha,“
hobma uns gsogt, „miass ma wos mocha.
Werbestrategisch war‘s va Nötn,
dass mia an aundern Nauma hättn.“
Und seit déim hoaß ma, zwéign déim Trick,
Wendi’s Böhmi - sche Blasmusik.

Mia hobm daunn unter’m neichn Nauma,
die Plottn und CDs aufgnaumma,
hobm gschpült bei Feiern und auf Féisten
und woarn im Deitschlaundfunk die Béisten.
A Sieg im „Wettstreit nach den Noten“,
zöhlt zu die schéinst‘n Anekdoten.

Daunn woars da Ambrusch Reli z’vül
waü in da Wocha zwoa, drei Gschpül,
déis is schao mühsam und a Lost,
wonnst néimbei nou a Wirtshaus host.
Mia hobm trotz dem koa Trübsol blosn,
und uns wos gaunz Schlau‘s éifolln lossn.

Die Gréinz woar gfoll‘n, da Osten frei,
dou samma glei in d’Slowakei.
Die Ľubica hobma duat gfrogt,
ob’s singa wüll … und jo hot’s gsogt.
„Mei Schwéister,“ moant‘s, „kaunn ah guid singa!
Dearf ih die Jana ah mitbringa?“

Dabei hot s‘ ma in d‘Augn g’schaut,
wer dou leicht na sogt, der g’heart g’haut.
Zwoa liabe Schwéistern, wirkli woahr,
wonnst déi nit nimmst, daunn warsd a Noa.
Owa! … Ih wüll‘s schao richtig ummibringa,
Ih hob s‘ nia gnaumma wéingan Singa.

Noch zirka fünf, séix Joahr vielleicht,
hot’s daunn da Jana wieder g’reicht.
Sie hot sih in an Mau vaknollt,
hot g’heirat und woar g’schiedn bold.
Daunn woar ma holt a kurzi Zeit,
beim Singa wieda nia zu zweit.

Déis hot nix g’mocht, waü eh schao glei,
woar daunn die Mirka ah dabei.
Zum Glick is déi daunn léinga bliebm,
sunst hättn s‘ in da Zeitung g’schriebm:
„Da Wendi kriagt in erschtn Preis,
fian hechstn Sängerin’vaschleiß.“

Douch hiatz, vor goar nit launger Zeit,
woars trotzdem wiedamol sou weit.
Dou woarn daunn zu mein großn Schréick,
die Mirka und die L’uba wéig.
Déis woar wos gaunz neichs in mein Léibn,
dass ma glei zwoa in Weisl géibn.

„Daunn muisst beim Singa du herholtn.“
sog ih zum Kanitsch Koarl, zum Oldn.
„Bist blind?“, sogt der „Ih bin a Mau,
fia dih léig ih koa Dirndl au!“
Und wäu da Koarl koa Dirndl trogt,
hobm mia die Carmen Götz daunn gfrogt.

Mia san schao gaunz friah und ah nocha,
waü mia a guidi Musi mocha,
ums Éissn und a bissl Göld,
aussig’foahrn in d‘ weiti Wölt.
G’mocht hobma déis nia fian Applaus,
wäu‘s Göld, déis géibma eh gléi aus.

Mia hobn in Willi Bus foahrn lossn.
wäu eh nix los woar auf da Strossn.
Im Bus is trunka woarn und graucht,
da Willi hot koa Navi braucht,
der hot uns iwaroü hi‘gfiahrt,
nia zeitweis hot a sih verirrt.

Im Kreisverkehr nouch fünf, séix Rundn,
hot er die Ausfoahrt nimma gfundn.
Sou san ma g’reist bis in die Schweiz,
… die Slowakei hot ah ihr’n Reiz,
in Ungarn wird’s a jedsmol schéina,
nia aun die Deitschn muisst die gwéina.

Und ah das Fluign woar uns nit z’vül,
dou woar Australien das Zül.
Glei zwoamol hobma uns déis g‘leist‘
und hobm déin Kontinent bereist.
Déis Laund hot echt enorme Weitn,
und foahrn tan s‘ auf da folschn Seitn.

Gschpült hobma durt ols Musikantn,
fia österreichische Migrantn,
in Brisbane und in Canberra,
in Sidney und in Melbourne ah.
Va Cairns san mia daunn mit an Schiff,
zum Schorchln gfoahrn am großn Riff.

Auf Ostsee-Kreizfoahrt woar ma ah,
mit’n Luxusdaumpfa „Musica“,
und zerscht san ma am Mittelmeer,
nouch Afrika und wieder her.
In Tunis am Basar kriagst schnö,
stott déin Retourgöld a Kamö.

Im Allgäu drin im Bayernlaund,
dou hot amol da Mosch Ernst gwauhnt,
mia san durt hin, mit olle Leit,
hobm aung‘kloupft und er hot sih g’freit,
wäu oamol nia nou in sein Léibn,
wollt er die Haund in Wendi géibn.

Wia er daunn nimma woar, da Véida,
déis woar daunn glei a poa Joahr spéida
haubm mia iahm aunstéindig geehrt,
beim großn Mosch-Gedenkkonzert,
in Nattheim mit die Schwabenländer.
Déis woar a Highlight im Kalender.

Die Halle durt am Ramenstoa,
déi woa fost fia die Leit zu kloa,
sou vül san zum Konzert hikéimma,
damit’s vom Mosch Ernst Obschied néimma,
Nia kuaz woar ma a bissl wüld,
wia s‘ g’frogt hobm: „Hobt’s éis PlayBack gschpült?“

Ma siacht, mia hobm schao ollahaund,
daléibt und durchgmocht mitanaund.
A Taül davau is schao vagéissn,
déis hätt ma vialleicht aufschreibn méissn.
Und solltat’s uns da Herrgott géibn,
werdn mia ah nou vül mehr daléibn.

Es steht nia oans féist, déis is gwiss,
dass ständig olls im Waundl is.
Das Schicksol haut die maunchmol nieda,
es nimmt da wos und gibt d‘as wieda.
Drum föhln hiatz ah schao a poa Leit,
wos nimma mit uns feiern heit.

Und trotzdéim san‘s ah zweifüsfrei,
im Herzn und im Geist dabei.
Déis wos an laung vabundn hot,
déis nimmt da nitamaol da Tod.
A Freindschoft fia das gaunzi Léibn,
kaunns nur bei d‘Musikantn géibn.

Bei uns hot‘s schao a jeda schwa,
der wos leicht glaubt, wer er leicht wa‘.
Vül liaba hobma déi wos keimma,
und sih nit söwa wichtig neimma.
Zöhln tuit bei uns im Endeffekt
nur Freundschoft und a Spur Respekt.

Sou mochma déis schao gaunzi Zeit,
waü nia gemeinsaum kimmt ma weit.
Und dass sou weitageht, nou laung,
dafia zahn mia am gleichn Straung.
Schéinkt uns da liawi Gott déis Glick,
spüln mia nou laung gmui Blosmusik.

(2019, Norbert Wendelin)

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